Emotionale Intelligenz in der Praxis: Das Goleman-Modell und die 5 Stufen

Praxisbeispiel: Patagonia

Blog | August 2024 | Autorin: Anna Maria Schaupp

Ein klarer Gebirgssee, der im Tageslicht glitzert, umgeben von majestätischen Berggipfeln. Ein Wanderer steht am Ufer des Sees und jubelt vor Freude. Der Schriftzug von Patagonia – „We’ve got you back“ – vervollständigt das Bild. Diese Werbung ist nicht nur eine visuelle Feier der Natur, sondern auch ein Ausdruck der tiefen Werte und Prinzipien, die Patagonia verkörpert.

Doch wie gelingt es Patagonia, nicht nur durch hochwertige Produkte zu überzeugen, sondern auch durch eine starke ethische und soziale Verantwortung? Die Antwort liegt in der emotionalen Intelligenz der Führungskräfte. Patagonia ist ein herausragendes Beispiel dafür, welche Bedeutung das Goleman-Modell der emotionalen Intelligenz in der Praxis entfalten kann. Indem wir die fünf Stufen dieses Modells betrachten, können wir verstehen, wie Patagonia seine Unternehmenswerte nicht nur propagiert, sondern auch lebt.

Praxisbeispiel für emotionale Intelligenz

Emotionale Intelligenz in der Führung: Das Goleman-Modell bei Patagonia

Das Goleman-Modell und die 5 Stufen bei Patagonia

  1. Selbstwahrnehmung
    Selbstwahrnehmung ist die Fähigkeit, die eigenen Emotionen, Werte und Motivationen klar zu erkennen und zu verstehen. Bei Yvon Chouinard, dem Gründer von Patagonia, zeigt sich diese Fähigkeit besonders deutlich. In seinem Buch „Let My People Go Surfing“ beschreibt Chouinard: „Das, was ich in meinem Leben gelernt habe, ist, dass wir nur dann erfolgreich sein können, wenn wir den Planeten und unsere Mitarbeiter respektieren.“ Diese Selbstwahrnehmung ermöglichte es ihm, eine Unternehmenskultur zu schaffen, die fest in persönlichen Überzeugungen und Werten verwurzelt ist. Er wusste genau, was ihm wichtig war und integrierte diese Werte bewusst in das Unternehmensleitbild von Patagonia.
  2. Selbstregulierung
    Selbstregulierung bezeichnet die Fähigkeit, eigene Emotionen und Impulse zu balancieren und gleichzeitig die langfristigen Ziele und Prinzipien nicht aus den Augen zu verlieren. In den 90er Jahren sah sich Patagonia mit erheblichen wirtschaftlichen Herausforderungen konfrontiert, insbesondere durch die steigenden Kosten für umweltfreundliche Materialien und die Entscheidung, ethische Praktiken zu verfolgen. Trotz dieses Drucks hielt Chouinard an seinen Prinzipien fest. In einem Interview mit dem „Harvard Business Review“ sagte er: „Es ist wichtig, dass wir uns den langfristigen Zielen und Werten verpflichten, auch wenn es kurzfristig schmerzhaft ist.“ Diese Aussage verdeutlicht Chouinards Fähigkeit zur Selbstregulierung, indem er seine ethischen Überzeugungen trotz wirtschaftlicher Schwierigkeiten nicht nur bewahrte, sondern auch aktiv in die Geschäftspraxis einfließen ließ. Diese Disziplin und langfristige Orientierung halfen Patagonia, seine umweltfreundlichen und sozialen Ziele zu erreichen, ohne sich von kurzfristigen finanziellen Anreizen abbringen zu lassen.
  3. Motivation
    Motivation ist der Antrieb, der es ermöglicht, Ziele mit Engagement und Begeisterung zu verfolgen. Bei Patagonia zeigt sich diese Motivation besonders durch die Führung von Rose Marcario, die von 2015 bis 2020 CEO war. Unter ihrer Leitung wurde das Unternehmen nicht nur in den Bereichen Umwelt- und Sozialverantwortung noch aktiver, sondern sie schaffte es auch, diese Werte in die tägliche Arbeit ihrer Mitarbeiter zu integrieren. Marcario erklärte: „Wenn die Mitarbeiter verstehen, dass ihre Arbeit einen echten Unterschied macht, sind sie motivierter und engagierter.“ Diese Art der Motivation, die sich auf die Bedeutung und den Einfluss der eigenen Arbeit fokussiert, führte zu einer besonders engagierten und loyalen Belegschaft. Ihre Fähigkeit, das Team zu inspirieren und zu motivieren, half Patagonia, seine Visionen mit Leidenschaft zu verfolgen.
  4. Empathie
    Empathie ist die Fähigkeit, sich in die Gefühle und Perspektiven anderer hineinzuversetzen und entsprechend darauf einzugehen. In ihrer Rolle als CEO zeigte Marcario ein starkes Engagement für die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter und deren Wohlbefinden. Patagonia implementierte großzügige Programme wie flexible Arbeitszeiten und umfassende Elternzeiten. Marcario sagte dazu: „Es ist entscheidend, die Perspektiven und Bedürfnisse unserer Mitarbeiter zu verstehen, um eine unterstützende und inklusive Arbeitsumgebung zu schaffen.“ Diese empathische Führung schuf ein Arbeitsumfeld, das die Mitarbeiter nicht nur unterstützte, sondern auch ihre Zufriedenheit und Loyalität erhöhte. Indem sie die Bedürfnisse der Mitarbeiter ernst nahm und entsprechende Maßnahmen ergriff, stärkte Marcario das Vertrauen innerhalb des Unternehmens.
  5. Soziale Fähigkeiten
    Soziale Fähigkeiten umfassen die Fähigkeit, effektiv mit anderen zu kommunizieren und vertrauensvolle Beziehungen aufzubauen. Patagonia ist bekannt für seine offene und transparente Kommunikation, die sich in der gesamten Unternehmenskultur widerspiegelt. Chouinard erklärte: „Wir sind davon überzeugt, dass offene Kommunikation und ehrliche Beziehungen das Fundament eines starken Unternehmens bilden.“ Diese Philosophie half, Missverständnisse zu minimieren und eine starke, kohärente Unternehmenskultur zu entwickeln. Die offene Kommunikation ermöglichte es, Probleme frühzeitig zu erkennen und gemeinsam Lösungen zu erarbeiten, was das Team zusammenhielt und die interne Zusammenarbeit stärkte.

Fazit

Patagonias Geschichte ist ein faszinierendes Beispiel für die Anwendung des Goleman-Modells der emotionalen Intelligenz. Die fünf Stufen – Selbstwahrnehmung, Selbstregulierung, Motivation, Empathie und soziale Fähigkeiten – sind in der emotionalen Intelligenz Führung von Patagonia deutlich sichtbar. Durch die Integration dieser Prinzipien konnte Patagonia nicht nur seine ethischen Standards aufrechterhalten, sondern auch eine engagierte und loyale Belegschaft aufbauen und sich als führendes Beispiel für Nachhaltigkeit und Unternehmensverantwortung positionieren. Patagonias Erfolg zeigt, dass emotionale Intelligenz weit über theoretische Konzepte hinausgeht und einen tiefgreifenden Einfluss auf die Kultur und den Erfolg eines Unternehmens haben kann. Emotionale Intelligenz bei Managern ist nicht nur ein theoretisches Konzept, sondern ein praktisches Instrument, das mehr Erfolg durch emotionale Intelligenz ermöglicht.

In einer zunehmend komplexen und vernetzten Welt wird es für Führungskräfte immer wichtiger, emotionale Intelligenz zu lernen und in ihre tägliche Praxis zu integrieren. Patagonia zeigt, dass es möglich ist, mit emotionaler Intelligenz im Beruf sowohl wirtschaftlichen Erfolg als auch eine positive, nachhaltige Unternehmenskultur zu fördern. Führen mit emotionaler Intelligenz ist nicht nur eine Strategie, sondern ein Weg, um langfristig erfolgreiche und sozial verantwortliche Unternehmen aufzubauen.

 

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